Hanns Friedrichs gehört nicht zu den Namen, an die man denkt, wenn man sich für hochwertige Mode aus Deutschland interessiert. Seine Kundinnen sahen das anders. Sie entschieden sich statt für Haute Couture aus Paris, Mailand oder London bewusst für Modelle von Hanns Friedrichs.. In zweimal jährlich stattfindenden Modeschauen bot Hanns Friedrichs seinen Kundinnen, die zu einem großen Teil aus der westdeutschen Geschäfts- und Finanzwelt stammten, Modelle, mit denen diese bei jedem Anlass gegenüber Haute Couture-Modellen der Pariser Modehäuser bestehen konnten. Sie waren und sind diejenigen, die die Haute Couture damals und heute adressiert und zu ihren Schauen einlud und -lädt. Ihr Wunsch nach höchster Diskretion verschaffte Hanns Friedrichs zwar dauerhaft treue Kundinnen, führte aber auch dazu, dass seine Modelle in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wurden. In mehr als fünf Jahrzehnten schrieb Hanns Friedrichs deutsche Modegeschichte. Schon früh unterhielt er ein weiteres Atelier in Düsseldorf. Er kreierte in seinen Ateliers mit bis zu 60 Mitarbeiterinnen extravagante Modelle, die zu einem nicht geringen Teil Unikate blieben. Seine Entwürfe fanden Anklang bei selbstbewussten Frauen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Finanzwelt. Hanns Friedrichs verstand es, sie mit seiner Schneiderkunst, Eleganz, vor allem aber mit seinem Credo „Ich mache keine Mode, ich ziehe Frauen an“ immer wieder aufs Neue zu gewinnen. Die von Petra Holtmann und Rouven Lotz im Emil Schumacher Museum Hagen kuratierte Ausstellung zeigt vom 23. Oktober 2022 bis zum 13. März 2023 eine repräsentative Auswahl von Kostümen über festliche Abendgarderobe bis hin zu Brautkleidern aus Privatbesitz. Mit rund 100 Modellen aus mehr als fünf Jahrzehnten bietet die Schau – dank der Unterstützung seiner ehemaligen Mitarbeiterinnen und zahlreicher Kundinnen – erstmals einen repräsentativen Überblick seines Werkes..
Katalog erschienen im ardenkuverlag, Hardcover, 182 Seiten, 30,00 €,, ISBN 978-3-942184-74-8